Die Singold am
Ortsrand eines Nachbardorfes. Ein schönes Flüsschen, viel Wasser, viele Tiere
im und einige auf dem Wasser. Der Fluss fließt durch einen Teil des Dorfes und
wird zumindest von den direkten Anwohnern ein wenig genutzt. Ein idyllischer
Teil unserer Landschaft, könnte man meinen! Aber der Fluss verläuft größten
Teils in einem ihm vorgegebenen Flussbett; natürliches fließen wird durch den
Menschen ausgeschlossen. Das hat Vorteile, bei einem tief gegrabenen Bett ist
die Gefahr von Überschwemmungen geringer. Nachteile, wie geringere biologische
Vielfalt nimmt der Mensch in Kauf.
Manchmal befinden
wir uns auch in einem Kanal und wollen oder müssen uns leiten lassen. Wenn
Partner, Kinder und der Beruf uns leiten, ist das meist schön, angenehm oder
lukrativ. Wenn wir durch andere kanalisiert werden, fühlen wir uns oft
unangenehm berührt und fremdgesteuert. Ein Ausbruch aus der Situation wird zum
Wunschgedanken.
Aber sprechen wir
den Gedanken auch immer laut aus?
Es gibt Situationen,
da fühlen wir uns kanalisiert und in eine bestimmte Richtung gedrängt, obwohl
ein vermeintlicher Umweg die bessere Alternative wäre. Das fließen in anderen
Kanälen wäre angesagt. Für die bessere Alternative müsste gekämpft werden.
Haben wir aber immer
den Mut dazu?
Scheinbare Freiheit
wird durch die Gesellschaft kanalisiert um Chaos ja zu vermeiden. Freiheit wird
als eine geregelte, gebahnte, fließende Eigenschaft definiert. Manchmal wollen
wir aber keine Regeln befolgen, aus der Bahn ausbrechen und so manchen Fluss
stoppen.
Sind wir dann gleich
im Chaos, oder ist es erst dann Freiheit?
Durch unsere
Vorfahren werden wir in bestimmten Verhaltensmustern kanalisiert. Wir haben die
gleichen Werte definiert, unsere politische Ausrichtung ist ähnlich; selbst
Vornamen unserer Kinder ähneln denen unserer Vorfahren. Unser Denken lehnt sich
an dem unserer Eltern an; wir haben oft auch die gleiche Meinung zu bestimmten
Dingen.
Ist der Kanal den
Vorfahren für uns gegraben haben deshalb aber ein schlechter, müssen wir
weitergraben?
Wenn Politiker
abgehoben von ihren Wählern arbeiten und sich nicht mehr als Beauftragte des
Volkes sehen, graben sie einen zweiten Kanal. Dort sammeln sich die Menschen,
die alles ungefragt hinnehmen, keine eigene Meinung haben, oder einfach zu
phlegmatisch sind. Man müsste die Menschen aus dem zweiten Kanal heraus holen
und ihn zuschütten.
Ob es wohl genügend
Leute gibt, die so einen Kanal zuschütten können und wollen?
Manchmal ist es
schön in bestimmte Kanäle gelenkt zu werden. Manchmal ist aber der ein wenig
wildere Fluss die interessantere und spannendere Alternative.
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