Zwei Königskerzen
strecken sich dem Himmel entgegen. So hohe hatten wir glaube ich, schon lange
nicht mehr. Die Vordere der beiden hat mehrere, kleine und einen zentralen
großen langen Blütenstiel. Bei der Hinteren hat sich der zentrale Blütenstiel
zum "S" verformt. Warum? Er wollte doch auch hoch hinaus?
Oder erkennen
Pflanzen doch, dass es stärkere Pflanzen gibt, denen man den Vortritt lassen
sollte? Die wiederum dann höher wachsen und besser zur Vermehrung der Art
beitragen, als vermeintlich schwächere Pflanzen. Faszinierendes passiert für
den Langzeitbeobachter. Was nutzt es der vermeintlich kleineren Pflanze aber,
wenn sie einer angeblich stärkeren den Vortritt lässt? Ursprünglich wollten
doch beide Königskerzen hoch hinaus!
Und wir, wollen wir
nicht auch immer hoch hinaus, immer höher? Wollen wir nicht auch an der Spitze
sein, der Beste, der Größte? Macht das aber immer Sinn? Oder ist es nicht
manchmal wirklich besser, anderen der Vortritt zu lassen um dann aber ein
gesetztes Ziel ruhiger, weniger hektisch und gestresst zu erreichen?
Und Firmen, wollen
die nicht auch hoch hinaus, immer höher? Sie müssen sogar, sie sind im Sog der
Konkurrenz gefangen und wir mit Ihnen. Firmen werden immer größer, wer nicht
mitmacht oder es nicht schafft, geht unter. Aber ist untergehen, scheitern nicht
manchmal besser? Sich neu aufzustellen, vielleicht mit anderen Vorzeichen und
weniger erfolgsgierig bringt vielleicht eine langfristig bessere Lage.
Und Politiker wollen
hoch hinaus, ganz nach oben! Dafür müssen sie gegenüber anderen Politiker die
Armen spreizen und ihren Wählern alles versprechen, wenig halten und auf keinen
Fall die ganze Wahrheit sagen. Wären Politiker mit ehrlicher, transparenter
Politik nicht die besseren? Scheinbar nicht, Ihnen wird augenscheinlich durch
Lobbyarbeit vieles verwehrt. Lohnt es dann, als Politiker hoch hinaus zu
wollen?
Und Staaten und
Länder wollen hoch hinaus, immer höher? Wenn Staaten, Staatengebilde und
Länder hoch hinaus wollen, denken wir meist nichts Gutes. Wenn Staaten über
andere herrschen und ihnen vorschreiben, was zu tun ist, nennt man das
Unterdrückung, manchmal aber auch Hilfe. Sollen Länder dringend notwendige
Hilfe annehmen und wollen dies nicht, sondern etwas ganz anderes, nennen
manchen das Erpressung oder Aufstand. Manche Staatengebilde bestehen zu großen Teilen aus
Unterdrückung, Hilfe, Erpressung und Aufstand. Wäre hier eine Neuaufstellung
sinnvoll? Dann könnten alle Länder hoch hinaus?
Und wir? Wollen wir
trotzdem hoch hinaus? Oder ist es nicht besser, sich manchmal auch darüber Gedanken zu machen?
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