Verona, fotografiert
jenseits der Etsch. Die Altstadt erscheint unscharf, das Bild ist verschwommen.
Erst am unteren Rand werden verschiedene Ding deutlich, das Bild wird an dieser
Stelle scharf. Um ehrlich zu sein, ich habe dieses Foto ein wenig bearbeitet um
ein paar Dinge besser darstellen zu können:
Auf dem Foto erkennt
man, dass Gegenstände deren Entfernung zum Betrachter hoch ist, undeutlich
werden, an Schärfe verlieren. Je näher ein Gegenstand zum Betrachter steht,
desto besser ist er zu erkennen; der Gegenstand gewinnt an Schärfe.
Manchmal
interessieren uns Dinge, Fakten, Geschehnisse usw. um uns herum nicht. Sie sind
unscharf und wir sehen sprichwörtlich darüber hinweg. Manchmal aber wird
Einzelnes scharf und wir müssen uns damit beschäftigen. Tun wir das immer gerne
und mit Nutzen für uns und andere, schließlich hatten wir ursprünglich gar
keine Lust darauf? Nein, manchmal muss man so etwas einfach tun. Ja, manchmal
ist es dann doch interessant. Ja, immer aber kann man etwas daraus lernen und
für sich und andere Nutzen.
Manchmal sind andere
Länder und das was dort geschieht weit, weit weg, unscharf. Selbst Krieg und
das damit verbundene Leid ist unscharf und berührt uns nicht. Wenn dann aber
alles plötzlich sehr nahe ist oder schon vor Ort, gewinnen Krieg und Leid an Schärfe.
Vielleicht hätte wir doch darauf schauen sollen, aus Entfernung, Desinteresse
und Unwissen Nähe und Klarheit machen? Nein, dann müssten wir ja über unsere
Grenzen sehen und uns für Andere interessieren. Ja, manchmal ist genau dies
dann doch wichtig. Ja, manchmal kann man damit etwas sofort zum Besseren wenden
oder Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen lassen.
Manchmal beobachtet
man etwas, das wie kleine Wellen im Fluss langsam auf uns zukommt. Die Anfangs
unscharfe Welle wird größer, gewaltiger und schärfer. Oder das anfänglich laue
Lüftchen wird zum Sturm. Vielleicht hätten wir schon zu Beginn auf die kleine
Welle oder das laue Lüftchen schauen sollen, vielleicht könnten wir uns dann
jetzt davor schützen. Nein, denn dann müssten wir ja an unserem bequemen Leben
etwas ändern und auch mal gegen etwas sein, oder unsere Meinung sagen. Ja,
manchmal ist der Kampf für das Etwas ein Weg zur eigenen Freiheit. Ja, manchmal
muss man etwas aufhalten, denn dies könnte uns allen helfen.
Schärfe und
Unschärfe, beide gehören zueinander. Den Einen kann es nur geben, wenn es den
Anderen vorher gab. Und der Andere kann nur zum Einen werden, wenn wir das
wollen.
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