Unser echter Lorbeer
auf der Terrasse blüht; schön dass wir das in unseren Breitengraden sehen
dürfen. Wir ernten also gerade die Lorbeeren für unsere Pflege und Mühen, die
Pflanze betreffend. Vielleicht wollen wir uns weiterhin um die Pflanzen in
unserem Garten bemühen, oder sollen wir uns doch auf unseren Lorbeeren
ausruhen?
Manchmal kann man
den Eindruck gewinnen, wir alle wollen uns nur auf unseren Lorbeeren ausruhen
und keine Mühen mehr auf uns nehmen!
Wir leben in einer Zeit in der es dem größten Teil von
uns wirtschaftlich gut bis sehr gut geht. Viele können sich Urlaube, Autos
und neue Möbel leisten. Einige kaufen sich sogar neue Häuser und Wohnungen. Wir
nutzen die Ernte unserer Arbeit und verwenden sie für uns und unsere Lieben.
Denken wir dabei aber auch an die, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht,
oder zu unserem Erfolg beigetragen haben? Ist wirtschaftlicher Erfolg wirklich
nur für uns selbst maßgebend, oder sollten davon auch andere profitieren?
Wir leben in einer
Demokratie. Wir haben uns das hart erkämpfen müssen und sind vorher eine lange
Zeit despotisch und diktatorisch regiert worden. Jetzt fahren wir die Ernte
unserer Demokratie ein. Wir sind frei, wir können denken, sagen und tun was wir
wollen. Wir können uns dahin bewegen, wohin wir es für richtig halten.
Denkverbote erteilen wir dennoch: In zwei Richtungen vielleicht. Die eine
schränkt Kritik und Vorsicht ein, die andere Offenheit, Toleranz und
Freizügigkeit. Denken wir dabei aber auch daran, dass wir damit Menschen die
Freiheit nehmen können? Ist Demokratie nur solange gut, solange wir sie nicht
teilen müssen?
Wir leben mitten in
einem geschichtlich alten Kontinent. Wir sind eine Kultur unter vielen und doch
sind sich alle ähnlich. Das wiederum haben wir verstanden und können mit den
Leuten des Nachbarlands etwas anfangen. Eher zumindest als mit denen aus dem Süden
oder aus dem Norden. Wenn dann Menschen aus einem anderen Kontinent kommen,
werden Ängste, Zweifel und Hass der anderen Kultur ursächlich gerne
zugesprochen. Wir werden plötzlich überheblich und setzen uns den Lorbeerkranz
der Besseren, der Starken und Sieger auf. Denken wir dabei aber auch daran,
dass wir immer schon von anderen Menschen und Kulturen stark beeinflusst
wurden? Sind Kultur und Werte so dogmatisch, dass niemand daran rütteln darf?
Wir stecken im
Dilemma der Unterwürfigkeiten. Wir unterwerfen uns Meinungen, populistischen
Phrasen und demagogischen Leitbildern. Wir saugen markige Sprüche über das was
wir tun sollen und was nicht, was richtig und falsch ist, geradezu auf. Wir
lassen uns auf unseren Lorbeeren nieder und denken nicht daran, dass nach der
Ernte automatisch vor der Ernte ist. Wir lehnen uns zurück und lassen andere
für uns denken. Wir denken nicht daran, dass das nicht unsere Meinung sein
kann, die wir dann so vehement vertreten sollen. Sind eigenes Denken und
Handeln nicht mehr modern, oder sind wir einfach nur zu faul dafür geworden?
Stehen wir vielleicht am Scheideweg vom aufgeklärten, selbstständigen Menschen
zum phlegmatischen Individuum, dass nur am Materiellen Gefallen findet und
mutlos dahin vegetiert?
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