Eine Wiese zwischen
der Alten Pinakothek und der Filmhochschule in München. Viele Kastanien steht
auf der Wiese, sie sind gerade in voller Blüte. Man könnte sagen, die Bäume
strotzen nur so vor Kraft. Aber leider sind einige krank. Die Blätter haben Rost,
die Blühten vergehen schneller als normal. Ein paar der Bäume werden vielleicht
sterben. Diejenigen die leben, werden aus den Blüten schöne Kastanien bilden,
die vielleicht Tieren als Nahrung dienen können. Dann kommt der Winter und im
nächsten Frühjahr beginnt der Kreislauf von Neuem.
Wir meinen oft, wir
blühen unser ganzes Leben. Gleich nach der Geburt werden wir von Mama, Papa und
von jedem anderen der vorbei kommt, geherzt und geliebt was das Zeug hält. Wir
durchleben viele Phasen in denen wir meinen das unser Blühen immer schöner,
betörender und anziehender wirkt. Die wenigen weniger tollen Phasen blenden wir
einfach aus. Dass auch wir einmal verblühen, wollen wir erst gar nicht
wahrhaben. Wir leben in der ewigen Jugend; nur deshalb, weil wir meinen
Älterwerden ist schmerzhaft. Dabei birgt das Altern Spannung, Schönheit pur und
das Wissen, dass auch leicht welke Blüten immer noch zu sehr vielem fähig sind.
Verblühen ist nicht der Tod. Verblühen ist der Anfang von etwas Neuem!
Wir meinen oft,
unser Land blüht. Der Wirtschaft geht es bestens, die Arbeitslosenzahlen sinken
in den Keller und der Staat freut sich über sprudelnde Steuereinnahmen. Jeder
soll an der Blüte teilhaben! Jeder? Einige fallen durch die Maschen unserer
Netze. Manche, weil sie nicht teil der Blüten sein können oder wollen. Andere
wiederum, weil sie die Blüten nicht sehen. Nur das Negative, das Schlechte an
allem wird gesehen, als wäre ein blühendes Land wie Gift. Die Möglichkeit, dass
alle etwas von der Blüte haben könnten, will und kann man nicht sehen. Dabei
sind Blüten immer ein Kompromiss. Ein Kompromiss zwischen viel Energie,
Schönheit und Eleganz!
Wir meinen oft,
unser Blühen darf von niemandem gestört werden. Andere, Fremde und Neue dürfen
nicht stören. Sie werden als Gefahr definiert, von ihnen wird die Norm
verändert. Es besteht die Gefahr, das alte Traditionen und dogmatische Regeln
aufweichen. Dass das Alte irgendwann stirbt und nur durch Neues ersetzt werden
kann, will man nicht sehen. Entwicklung gilt auch für die Blüte der Zeit. Denn
ohne neuen Samen bleibt die Blüte eine Blüte, entwickelt keine Frucht und
stirbt ab!
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