Sonntag, 22. März 2015

Kreislauf

Eine Kunstinstallation in der Augsburger Moritzkirche. Purpurrot schlängeln sich armdicke Stränge aus Samt und Brokat vom Altarraum aus in die Kirche. Die argentinische Künstlerin Elizabeth Aro will damit Adern darstellen und nennt die Installation" Santa Sangre" - Heiliges Blut. Sie möchte damit den Lebensstrom, den Kreislauf symbolisieren.
Der hier dargestellte Blutkreislauf ist für uns Menschen lebenswichtig. Kreisläufe bildet aber das Leben selbst auch, Geburt, Leben und Tod. Im Tod, so sagen Theologen endet der Kreislauf nicht, er wird verändert. Das was als Seele bezeichnet wird, lebt weiter. Manchmal ordnen wir auch Informationen, unser Tun und Denken und viele andere Dinge in Kreisläufen ein.

Es gibt Gelegenheiten, da glaube ich, die Geschichte unterliegt ebenfalls Kreisläufen. Ganze Gesellschaften und deren Kulturen erwachen, werden groß und mächtig. Irgendwann befindet sich eine Gesellschaft am Zenit seiner Macht und beginnt unterzugehen. Aus den Resten entsteht eine neue Kultur, wächst eine neue Gesellschaft. Der Kreislauf beginnt von neuem. An welchem Punkt des Kreislaufs steht unsere Gesellschaft, unsere Kultur?

Unser Handeln beginnt z.B. in der Regel mit dem erkennen einer Aufgabe. Aus der Aufgabe generieren wir unser Handeln zur Lösung der Aufgabe. Nach der Lösung der Aufgabe findet sich ein neues Problem. Durchlaufen wir immer den Kreislauf unseres Handelns, oder bleiben wir oft stecken?

Politiker stehen unter dem Druck, der Bevölkerung die Wahrheit zu sagen oder nicht. Immer dann, wenn alles gut läuft, die Wirtschaft brummt und die Gelder nur so strömen, wird allen erzählt wie toll es gerade läuft. Wenn aber die Wirtschaft nicht so gut floriert oder die Außenpolitik gerade im diplomatischen Desaster schwimmt, wird vieles beschönigt oder auch schlimmer dargestellt als die Lage eigentlich ist. Politik lebt von Wahrheiten und Unwahrheiten, beide kommen immer wieder, wie ein Kreislauf. Wollen wir uns aber von Politikern nicht lieber immer die Wahrheit sagen lassen, oder lassen wir uns gerne, egal mit welchen Mitteln, in Sicherheit wiegen?

Unser Denken ist manchmal stark abhängig von anderen Personen und von dem was uns sonst vermittelt wird. Manchmal fühlen wir, dass jemand oder etwas versucht unser Denken zu verändern, in eine Richtung zu lenken. Es gibt Situationen, da merken wir intuitiv, dass dies richtig ist und lassen es zu, ja wir gehen richtig mit in die gelenkte Richtung. Es gibt aber auch Gelegenheiten, da merken wir, dass etwas nicht stimmt; etwas läuft falsch. Richtig und falsch, zwei Richtungen im Kreis unseres Denkens. Wollen wir uns aber wirklich immer durch andere lenken lassen, unabhängig davon ob richtig oder falsch? Manchmal frage ich mich, ob wir nicht wieder lernen sollten, selbst zu denken?

Der Kreislauf in unserem Denken und Handeln, beeinflussbar durch uns selbst. Wir sollten es nur tun!

Donnerstag, 12. März 2015

Antworten

 

Ein Flurkreuz nahe eines Bauernhofes an einer Flurstraße. Flurkreuze können wie abgebildet aus Holz sein, aber auch aus Stein gemeißelt. Die Kreuze wurden meist in den vorigen Jahrhunderten als Schutzsymbol gegen Unfall, Wind und Wetter aufgestellt. Oftmals aber waren Flurkreuze auch als Mahnmal für Katastrophen, Kriege und Unfälle aufgestellt worden. Insbesondere dann könnte man ein Flurkreuz auch als Suche nach einer Antwort verstehen.
Vielleicht haben die Ersteller und Stifter der Kreuze Antworten auf ein "Warum?", oder auf eine andere Frage gesucht. Fragen sind die Voraussetzung von Antworten. Es muss auf eine Frage nicht zwingend eine Antwort folgen, aber einer Antwort eine Frage vorausgehen.

Wir Menschen stellen täglich viele Fragen und erwarten immer eine für uns sinnvolle Antwort; wohl wissend das dies nicht immer so ist und sein kann. Eine Antwort kann sinnvoll sein, Freude erregen oder Trauer nach sich ziehen. Einer Antwort kann auch Unverständnis oder Wut folgen. Antworten sind das Erlösende auf die Spannung die bei Fragen entstehen. Eine Antwort kann aber auch falsch sein, wissentlich oder nicht, eine voraus gehende Frage bleibt damit erst einmal offen stehen, ja muss sogar offen stehen bleiben. Antworten können aber auch einfach fehlen, weil der Gefragte nicht antworten will, oder kann.
 
Geben wir aber immer die richtigen und für den Fragesteller sinnvolle Antworten? Manchmal geben wir damit mehr von uns Preis als für uns Sinn macht.

Wollen wir immer richtige und sinnvolle Antworten auf unsere Fragen haben? Manchmal wollen wir einfach nicht mit der Wahrheit konfrontiert werden.

Wenn eine Antwort bei uns Wut oder Unverständnis auslöst, sollten wir dann nicht auch auf unsere Fragestellung achten?

Es gibt Menschen die geben Antworten auf Fragen die nie gestellt wurden. Sind diese Antworten dann ohne Sinn oder gar wertlos? Zu jeder Antwort gibt es eine Frage, warum also wird sie dann nicht gestellt? Die Spannung richtet sich dann nicht auf die Antwort, sondern auf die Fragestellung.

Sind fehlende Antworten besser als falsche?