Das
Fenster einer romanischen Kirche in Ligurien. Man blickt durch die Fensterbögen
auf den kleinen Hafen. Man sieht aber auch etwas weiter entfernt, Berge. Berge,
die die Bucht, in der sich das Dorf befindet, abgrenzen. Einerseits bietet das
Fenster einen Ausblick und so könnte man meinen, auch den notwendigen
Weitblick; man meint, abschätzen zu können, wie groß Hafen und Bucht sind.
Andererseits schränkt das Fenster die Sicht doch recht stark ein und außerhalb
der Kirche sieht man, dass Hafen und Bucht deutlich größer sind, als man zuerst
hätte vermuten können. Im Gedanken an den Unterschied zwischen einem
eingeschränkten Ausblick, dem damit vielleicht verbundenem fehlenden Weitblick
kommt Angst auf, manches aufgrund dessen zu über- oder auch zu unterschätzen.
Die sich daraus ergebenen Folgen können wir oft nicht bewerten.
Hierbei
handelt es sich aber nur um ein Fenster. Fehler, die sich aufgrund der Enge der
Sicht durchs Fenster ergeben, sind eher harmlos und zuweilen auch erheiternd.
Wir
selbst haben aber oft genug einen weniger harmonischen Ausblick. Oft auch genau
deshalb, weil uns Weitblick fehlt. Weitblick, als symbolischer Begriff dafür,
dass wir aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sind, Zusammenhänge zu
schaffen, oder sehen zu können und zu wollen. Oft geht eine gewisse Wut oder
zumindest Ärger damit einher, oder ist dann die Folge daraus. Damit schränken
wir unseren eigenen Ausblick sowohl in der Breite ein, wie das Fenster in der
Kirche, als auch in der Weite. Die Gegenwart wird eingeengt, die Zukunft wird
nebulös. Das eigene Leben wird zur engen Kammer; Angst kommt auf!
Wenn wir
den Ausblick auf unser Leben und Handeln nur noch eingeschränkt sehen, alles
als schlecht dargestellt präsentiert bekommen und wir uns minderwertig
behandelt vorkommen, kommt neben der Angst vor dem nächsten Unheil immense Wut
auf. Wut auf alles, was besser zu sein scheint, Wut auf jeden, dem es besser
gehen könnte als uns selbst und der zum System gehört. Überhaupt gehört jeder
der sich außerhalb unseres Ausblicks befindet, zu denjenigen deren Aus- und
Weitblick bei uns Wut erzeugt; eigentlich ist die vermeintliche Wut aber Angst!
Damit unser Aus- und Weitblick soweit wie möglich
uneingeschränkt ist, müssen wir schon selbstbestimmt dafür sorgen. Andere für
toll und nachahmenswert zu halten, nur weil diese wissen wie man mit Sprache
agieren kann, bringt uns selbst keine Erweiterung von Aus- und Weitblick.
Bildung, Information und damit einher gehend, die Nutzung von Sprache sind hier
glaube ich, grundlegende Voraussetzungen. Ein offener Aus- und Weitblick gibt
Freiraum, Freiraum für eigene Kreativität und Selbstständigkeit. Vielleicht schützt uns geschaffener Freiraum,
geschaffene Freiheit vor unserer Angst. Die Angst vor allem Fremden und Neuen.
Die Angst vor dem Unbekannten und vor allem vor dem was uns gerne als unmöglich
suggeriert wird. Der offene Weit- und Ausblick schützt uns aber vorallem vor
der Angst vor uns selbst!
Aussicht, Weitsicht, wie Freiraum und Freiheit! Ärger und Hass wie Angst und fehlendem Mut!