Dienstag, 15. Dezember 2015

Wo geht die Reise hin?

Die Kabine des Airbus mit dem wir vor Kurzem nach London geflogen sind. Ein Kurztrip übers Wochenende, wir wurden zu einer Feier eingeladen. Die Feier und das Wochenende waren schön, sehr interessant und erkenntnisreich. Wir wussten natürlich wo die Reise hingeht und haben uns ein wenig vorbereitet. Kein Reiseführer, kein Schnellsprachkurs aber wir haben uns ein wenig um Land und Leute in der Nähe von Windsor bemüht.
Manchmal ist das Ziel aber unbekannt. Man stellt sich die Frage wo das Ziel ist, was man dort vorfindet und ob es dann immer noch weiter geht?

Wohin geht die Reise für uns selbst? Nun, man kann sich einen Plan machen. Einen Plan für eine bestimmte Aufgabe, ein Projekt oder für das ganze Leben. Wenn wir strikt danach vorgehen, erreichen wir wahrscheinlich das vorbestimmte Ziel. Wir wissen wohin die Reise geht. Manchmal kann man nicht zu hundert Prozent nach Plan vorgehen, man muss abweichen, Hindernisse stehen im Weg, Schwierigkeiten werden zum Alltag. Ist man dann immer noch in der Lage zu wissen, wohin die Reise geht? Nicht immer, aber Hindernisse müssen umgangen, Probleme gelöst werden. Man wird selbst dabei einsichtiger, umsichtiger, manche würden sagen, besser. Wohin die Reise geht, wird wieder klarer!

Wohin geht die Reise für unsere Gesellschaft? Hier gibt es wenig Pläne. Eine Gesellschaft hat Werte, kulturelle Schätze und eine gemeinsame Vergangenheit, egal wie lange diese ist. Manchmal gelangen in die Gesellschaft Einflüsse von innen oder von außen. Es verändert sich etwas, Neues kommt, Altes geht. Vor allem aber steigt die Angst davor! Zuerst wenige, dann immer mehr Menschen wissen nicht mehr, wohin die Reise geht. Sie hören jetzt auf Leute, die meinen zu wissen wo es hin geht, Populisten und Demagogen bekommen Hochkonjunktur. Was nicht sein soll, darf plötzlich nicht sein, Neues und Fremdes wird ausgestoßen, ja verteufelt. Wohin die Reise geht, wird für viele Menschen immer unklarer!

Wohin geht die Reise für unsere Länder? Jeder hat einen Plan, der des einen Landes ist besser als der des anderen. Länder schließen sich zu Gemeinschaften zusammen, neue Werte entstehen. Gemeinsame Pläne werden geschrieben. Probleme lassen daraus aber schnell wieder Einzelstaaten werden, Gemeinschaften drohen aufzubrechen. Abhilfe kann nur jemand schaffen, der sagt wohin die Reise geht. Antidemokratische Regierungen werden hoffähig. Freiheit wird zweit- und drittrangig. Die Bürger in den Staaten finden es dann meist auch noch gut. Denn, wenigstens einer im Land kann sagen wohin die Reise geht!

Vielleicht sollten wir uns wieder auf unser Wissen und unsere Erfahrung konzentrieren. Vielleicht könnten wir dann Probleme an der Ursache packen? Vielleicht ist Leben dann nicht nur ein hinterherrennen nach Plänen? Vielleicht würden wir dann irgendwann wieder der freie und selbstdenkende Mensch sein, der weiß wohin die Reise geht!

Mittwoch, 25. November 2015

Baustelle

Ein Haus wurde eingerüstet. Man sieht, dass ein Teil der Wandplatten fehlt. Vor dem Haus liegt Holz im Rasen, man hat wohl eine Holzverkleidung abgerissen. Vielleicht wird auch im Inneren des Hauses gearbeitet. Das Haus ist eine Baustelle, wahrscheinlich sind Renovierungen notwendig geworden.
Es gibt überall Baustellen, an anderen Gebäuden, an Straßen und Brücken und an anderen wichtigen Dingen, die für unser Leben wichtig erscheinen.

Vielleicht ist die Menschheit eine ständige Baustelle. Sie entwickelt sich physisch weiter, vielleicht sehen wir in ein paar hunderttausend Jahren ja ganz anders aus? Die Menschheit entwickelt sich auch in ihrem Sein weiter, behaupten manche. Wirklich? Ich denke auch, allerdings geht die Entwicklung vielleicht nicht immer linear voran. Manchmal gibt es auch Rückschritte. Ein Erkennen von Problemen untereinander ist dringend notwendig. Lösungen müssen her, die Menschen sollten aktiv werden. Starr- und Sturheit führt nicht weiter. Aktive und inaktive Menschheit!

Manche Gesellschaften bauen an sich selbst. Sie versuchen Neues zu integrieren und machen aus Fremdem etwas Bekanntes. Sie bauen an ihren Werten und Regeln, nehmen neue Werte auf und verstoßen schlechte bzw. überholte. Diese Gesellschaften passen Regeln den Gegebenheiten an und bauen an einem Regelsystem, welches die Mitglieder der Gesellschaft akzeptieren können und wollen. Andere Gesellschaften bauen nicht. Sie wollen ihre Werte nicht anpassen und notfalls umbauen. Fremdes muss für diese Gesellschaften außerhalb der Mauern bleiben. Diese Mauern dürfen nicht zur Baustelle werden, sie sind geschlossen. Die Regeln dieser Gesellschaften sind dogmatisch, Neues darf und wird nicht geschehen. Offene und geschlossene Gesellschaften!

Wir als einzelnes menschliches Individuum sind eine Baustelle. Man wir geboren, wächst auf und meint irgendwann erwachsen zu sein. Unsere Eltern versuchen uns zu erziehen, vielleicht lernen wir im Kindergarten bestimmte Dinge. In Schule und Berufsausbildung werden wir zur perfekten Arbeitsmaschine umgebaut. Ist das aber alles? Irgendwann in dieser Zeit beginnen wir vielleicht aus uns eine eigene Persönlichkeit mit eigener Meinung und Überzeugung zu bilden. Manchmal muss dann aber unsere Meinung und Überzeugung umgebaut werden. Entweder weil wir uns von etwas anderem überzeugen lassen, oder weil die aktuellen Gegebenheiten dies notwendig machen. Andere Menschen haben keine eigene Meinung oder Überzeugung bzw. haben diese manifestiert. Das Entstehen einer eigenen Meinung oder Überzeugung oder die Anpassung ist nicht möglich. Mündiger und unmündiger Mensch!

Freitag, 30. Oktober 2015

Schärfe

Verona, fotografiert jenseits der Etsch. Die Altstadt erscheint unscharf, das Bild ist verschwommen. Erst am unteren Rand werden verschiedene Ding deutlich, das Bild wird an dieser Stelle scharf. Um ehrlich zu sein, ich habe dieses Foto ein wenig bearbeitet um ein paar Dinge besser darstellen zu können:
Auf dem Foto erkennt man, dass Gegenstände deren Entfernung zum Betrachter hoch ist, undeutlich werden, an Schärfe verlieren. Je näher ein Gegenstand zum Betrachter steht, desto besser ist er zu erkennen; der Gegenstand gewinnt an Schärfe.

Manchmal interessieren uns Dinge, Fakten, Geschehnisse usw. um uns herum nicht. Sie sind unscharf und wir sehen sprichwörtlich darüber hinweg. Manchmal aber wird Einzelnes scharf und wir müssen uns damit beschäftigen. Tun wir das immer gerne und mit Nutzen für uns und andere, schließlich hatten wir ursprünglich gar keine Lust darauf? Nein, manchmal muss man so etwas einfach tun. Ja, manchmal ist es dann doch interessant. Ja, immer aber kann man etwas daraus lernen und für sich und andere Nutzen.

Manchmal sind andere Länder und das was dort geschieht weit, weit weg, unscharf. Selbst Krieg und das damit verbundene Leid ist unscharf und berührt uns nicht. Wenn dann aber alles plötzlich sehr nahe ist oder schon vor Ort, gewinnen Krieg und Leid an Schärfe. Vielleicht hätte wir doch darauf schauen sollen, aus Entfernung, Desinteresse und Unwissen Nähe und Klarheit machen? Nein, dann müssten wir ja über unsere Grenzen sehen und uns für Andere interessieren. Ja, manchmal ist genau dies dann doch wichtig. Ja, manchmal kann man damit etwas sofort zum Besseren wenden oder Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen lassen.

Manchmal beobachtet man etwas, das wie kleine Wellen im Fluss langsam auf uns zukommt. Die Anfangs unscharfe Welle wird größer, gewaltiger und schärfer. Oder das anfänglich laue Lüftchen wird zum Sturm. Vielleicht hätten wir schon zu Beginn auf die kleine Welle oder das laue Lüftchen schauen sollen, vielleicht könnten wir uns dann jetzt davor schützen. Nein, denn dann müssten wir ja an unserem bequemen Leben etwas ändern und auch mal gegen etwas sein, oder unsere Meinung sagen. Ja, manchmal ist der Kampf für das Etwas ein Weg zur eigenen Freiheit. Ja, manchmal muss man etwas aufhalten, denn dies könnte uns allen helfen.

Schärfe und Unschärfe, beide gehören zueinander. Den Einen kann es nur geben, wenn es den Anderen vorher gab. Und der Andere kann nur zum Einen werden, wenn wir das wollen.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Schlechtes Wetter


Eine Straße in unserer Siedlung. Der Herbst zeigt seine Wirkung, das Wetter ist schlecht. Bäume und Sträucher verfärben ihre Blätter; sie werden demnächst abfallen. Etwas sehr Schönes passiert, die Natur verändert sich und wir sind begeisterte Zuschauer und Mitwirkende. Schlechts Wetter, zusätzlich auch noch kühlere Temperaturen machen uns aber auch träge und bewegungsarm! Schlechtes Wetter verändert auch manchmal unser Verhalten und unser Denken.

Der Begriff "Schlechtes Wetter" hat nicht nur meteorologische Bedeutung, sondern kann auch auf manches was uns bewegt und zum Stillstand bringt, übertragen werden.

Beginn der Übertragung:
Manchmal wollen wir uns verstecken. Wir suchen ein Versteck vor uns selbst, vor anderen und vor der Welt an sich. Wir meinen alles ist schlecht: Wir selbst, unser Umfeld und die Gesellschaft. Schlechtes Wetter in uns!

Manchmal wollen wir schreien. Wir suchen Gehör bei allem und jedem. Wir müssen unseren Ärger, unsere Freude und unsere Meinung hinaus schreien in die Welt. Wir sehen keine andere Möglichkeit, sonst hört uns keiner zu! Schlechtes Wetter bei den anderen!

Manchmal müssen wir uns wehren. Wir brauchen Waffen gegen das Fremde, gegen das Neue und überhaupt, gegen alles. Wir sehen zwar alles negativ und schlecht, uns geht es aber gut dabei, weil andere uns darin bestärken oder gleich denken. Schlechtes Wetter in uns!

Manchmal glauben wir, alles ist zu spät. Weniger Schönes und vielleicht sogar Gefahren werden von anderen schlimmer geredet als sie sind. Verschwörungstheorien machen die Runde und stecken uns an. Schlechtes Wetter bei anderen!

Manchmal müssen wir verstehen. Wir brauchen Verständnis für Veränderung, Neues und Fremdes. Wir müssen verstehen, dass die Welt nicht stehen bleibt, nicht stehen bleiben kann und wird. Schlechtes Wetter?

Manchmal fühlen wir uns erschlagen. Erschlagen von unserer eigenen phlegmatischen Lebensweise. Wir wollen etwas ändern, uns Neuem zuwenden und endlich wieder tatkräftig am Leben mitmischen. Gutes Wetter!

Ende der Übertragung.

Montag, 21. September 2015

Urlaub

 
Sonnenuntergang am Gardasee. Menschen stehen am Hafen, unterhalten sich und genießen das Naturschauspiel. Durch die Fahnenmasten erscheint es, als ob die Protagonisten des Fotos in Gruppen eingeteilt wären. Die einen, wir Urlauber aus beispielsweise Deutschland, Urlauber aus anderen Nationen und den Einheimischen, die ebenfalls den schönen Abend genießen. Allen gleich scheint, dass sie ihren Urlaub, ihre freie Zeit, genießen.

Was auffällt ist, dass selbst im Urlaub viele Menschen aus dem gleichen Kulturkreis suchen. Sie sollten die gleiche Sprache sprechen, wenn möglich, die gleichen oder zumindest ähnliche Interessen haben und manchmal dürfen politische Ansichten gerne auch auf der gleichen Welle schwimmen. Man geht bewusst dorthin in Urlaub, wo viele Menschen aus dem Heimatland auch Urlaub machen. Urlaub im gleichen Hotel wie viele Landsleute auch, man spricht die gleiche Sprache. Urlaub im Getto?

Wir machen gerne mal dort Urlaub, wo wenig Touristen sind. Wo Sprache eine Herausforderung darstellt und die Menschen dort ihren normalen Arbeiten als Bauer, Arbeiter oder Angestellter nachgehen. Tourismus ist ein angenehmer Nebenverdienst, wird aber in der Regel auf kleiner Flamme gekocht. Manche sagen, das ist noch authentisch, hier sieht man Land und Leute, wie es wirklich ist. Urlaub im Zoo?

Rundreisen, meist mehrere Länder in kurzer Zeit sind beliebt. Alles wird geführt und ist bis ins Detail organisiert. Heute in diesem Land, morgen in der großen Stadt. Zeit zur Entspannung und Erholung bleibt wenig. Man sieht sehr viel und doch nichts. Nur Fotos beweisen, dass man da war. Stress im Urlaub?

Camping als alternative Variante zu Hotel und Pension. Man lebt im Zelt oder Wohnwagen und hat ein kleines, aber feines Reich für sich. Man kennt nach kurzer Zeit die Nachbarn und freundet sich an. Die Väter finden es toll, die Kinder sind begeistert, oder auch nicht. Die Mütter kochen und putzen wie immer! Urlaub ohne Urlaub?

Irgendwie finden wir Urlaub trotzdem toll. Wir haben uns wunderbar erholt und würden am liebsten gleich wieder fahren. Wir fahren zwar immer wieder an den gleichen Ort in den Urlaub, machen die gleichen Spaziergänge und schauen beim Shoppen in die gleichen Läden, aber Urlaub ist einer der Höhepunkte im Jahr.
Für uns auch!

Sonntag, 16. August 2015

Ernte

Ein Getreidefeld bei uns in der Nähe. Das Getreide ist reif und wird bestimmt bald geerntet. Das Korn wird verwertet und vielleicht zu Mehl vermahlen und dient damit der Ernährung vieler. Auch der Bauer und seine Familie ernähren sich aus dem Verkauf des Getreides. Er, der Bauer hat dann mit dem Einfahren der Ernte das Jahresziel für dieses Feld erreicht.

Manche Verwandte und Freunde erzählten mir schon öfters, sie hätten ein Lebensziel. Sie würden bald die Ernte einfahren. Bei Rückfragen nach dem Begriff "Lebensziel" bekam ich oft folgende Antworten: "Auskommen im Rentenalter"; "Ein Grundstück mit Haus"; "Endlich die Möglichkeit zu reisen"; "Ein tolles Auto" und "Gesundheit"! Sicher keine repräsentativen Antworten, aber immerhin ist eine Antwort dabei, die nicht materiell ist.

Will ich eigentlich auch ein Lebensziel?
Ich weiß es nicht um ehrlich zu sein. Eher, so meine ich aber, nein, ich will das nicht. Ein Ziel des Lebens? Ist das nicht das Leben selbst? Besteht ein sogenanntes Lebensziel wirklich aus so Profanem wie "Auskommen im Alter" oder einem "tollen Auto"? Gesundheit schon eher; aber ist dieser Wunsch nicht für das ganze Leben wichtig und wünschenswert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Lebensziel ist!

Vielleicht aber liege ich ganz falsch und sehe materielle Dinge einfach nur als unwichtig an. Nein, materielle Dinge habe ihren Sinn. Sie sorgen dafür, dass wir unser Leben leben können. Wir allerdings, müssen erst für die materiellen Dinge sorgen, um es uns bequem machen zu können. So angenehm dann ein bequemes Leben ist, ist das dann die Ernte? Wenn ja, was passiert danach?

Vielleicht bin ich aber aufgrund unserer materiellen Ausrichtung von Werten und Ziele einfach nur verstört? Verstört deshalb, weil es zwar erfreut, wenn man etwas Materielles anschafft, dies aber selten zum Glück führt. Für mich ist die Freude an der Möglichkeit wichtiger als die eventuelle Anschaffung selbst. Materielles und Immaterielles zu erreichen, können Ziele sein.

Vielleicht aber liege ich richtig damit, dass Materielles nur ein Hilfsmittel des Lebens sein kann? Eventuell gibt es ja wichtigere Lebensziele? Und nicht nur eines? Vielleicht ist das Leben auch in viele verschiedene Ziele eingeteilt; vom Beginn unseres Lebens bis zu Tod? Ja, verschiedene Ziele im Leben sind ein interessanter Aspekt!

Vielleicht sind aber Ziele welche man sich selbst steckt, täglich mehr und mehr, das Ziel des Lebens. Die Ernte wird dann nicht am Ende eingefahren, sondern ständig. Es wird nicht eine große Ernte geben, sondern viele, vielleicht kleine. Vielleicht schauen wir irgendwann lieber auf viele kleine erreichte, interessante und spannende Ziele zurück, als auf ein großes und langweiliges!

Mittwoch, 29. Juli 2015

Unschuld

Eine Palmlilie in unserem Garten; die Sonne blinzelt durch die Blüten. Die weißen, kelchförmigen Blüten leuchten hell. Sie vermitteln durch ihre Farbe und ihr Leuchten den Eindruck von Sorglosigkeit, neuem Leben und von Unschuld. Aber auch von Hässlichkeit und Vergänglichkeit, wenn die Lilie abgeblüht hat.
 
Definieren wir Unschuld als grundlegende Eigenschaft:
Wann verliert dann der Mensch seine Unschuld? Dann, wenn ein kleines Kind das erste Mal bewusst lügt? Oder schon dann, wenn das Kind von einem unbekannten Menschen angeschaut wird und es dann weint? Ich denke weder bei der ersten Lüge, noch beim Unbekannten. Vielleicht kommt ein Kind gar nicht unschuldig auf die Welt?

Wann verliert dann ein Volk seine Unschuld? Dann, wenn sich unterschiedliche Gesellschaftsschichten bilden? Oder schon dann, wenn Geschlechter unterschiedliche Stellungen haben? Ich denke weder bei den Gesellschaftsschichten, noch bei der Geschlechterstellung. Vielleicht aber bereits dann, wenn Menschen Wertigkeiten erkennen wollen und diese anwenden?

Wann verlieren dann die Bewohner der Erde ihre Unschuld? Dann, wenn sie sich gegenseitig bekriegen? Oder schon dann, wenn sich Menschen gegenseitig in Klassen einteilen? Ich denke weder wenn sie sich bekriegen, noch in Klassen einteilen. Vielleicht aber bereits dann, wenn sie sich gegen die Erde wenden?

Wann verlieren dann Staaten ihre Unschuld? Dann, wenn sich Staaten gegen ihre eigene Bevölkerung wenden? Oder schon dann, wenn Menschen aus einem anderen Staat nicht als gleichwertig betrachtet werden? Ich denke weder wenn der Staat sich gegen sein eigenes Volk wendet, noch wenn Fremde diskriminiert werden. Vielleicht aber bereits dann, wenn Bevölkerung und Verantwortliche im Staat nur an so etwas denken?

Wann verliert dann Unschuld die Unschuld? Dann, wenn es nur noch Schuld gibt? Oder schon dann, wenn wir das erste Mal erkennen, dass es ohne Schuld keine Unschuld geben kann?

Montag, 20. Juli 2015

Einsamkeit

Ein kahl gewordener Baum steht auf einer Lichtung. Er ist von gesunden und starken Bäumen umringt. Wenn wir versuchen, uns ein wenig in den kahlen Baum hinein zu denken, wird er sich auf der Lichtung sicherlich einsam fühlen.

Spielen wir das Spiel weiter:

Der Baum ist kahl, krank, ja man könnte ihn auch hässlich bezeichnen. Rings um ihn gesunde, potente, vielleicht jüngere Bäume. Macht Alter und fehlende Kraft einsam?

Der Baum steht abseits der anderen. Andere Bäume sind in seiner direkten Nachbarschaft scheinbar nie gewachsen. Vielleicht hat er sie aber auch nicht wachsen lassen und damit getötet. Macht Einsamkeit stark oder starr?

Der Baum ist umringt von anderen, gesunden, vielleicht jüngeren Bäumen. Es scheint, als drängen ihn die jungen, gesunden Bäume in die Enge. Sie sind die Mehrheit, sie haben das Sagen! Kennen Mehrheiten Einsamkeit?

Die den Kahlen umringenden Bäume gehören verschiedenen Gattungen an. Laub- und Nadelbäume leben gut in Nachbarschaft zusammen. Ist der Kahle einsam, weil er anders ist?

Der kahle Baum hat seinen Reichtum verloren, seine Blätter und Blüten bzw. seine Nadeln und Zapfen. Die Gruppe um ihn herum steht noch voll in der Kraft des Lebens und ist reich an Nadeln, Zapfen, Blätter und Blüten. Macht Armut einsam?

Ein anderer, viel kleinerer Baum versucht direkt neben ihm zu wachsen und zu gedeihen. Irgendwann wird er den Platz des Kahlen einnehmen. Er wird stärker werden als der alte Baum und ihn vielleicht sogar fällen. Führt dann Stärke zur Einsamkeit?

Ein zweiter kahler Baum ist zu sehen, er steht quasi mitten in der Gruppe der gesunden Bäume. Die sehen ihn nicht als krank und hässlich, sondern als Mitglied der Gruppe; er ist angepasst. Hilft angepasst sein, gegen Einsamkeit?

Spielende!

Mittwoch, 8. Juli 2015

Hoch hinaus

Zwei Königskerzen strecken sich dem Himmel entgegen. So hohe hatten wir glaube ich, schon lange nicht mehr. Die Vordere der beiden hat mehrere, kleine und einen zentralen großen langen Blütenstiel. Bei der Hinteren hat sich der zentrale Blütenstiel zum "S" verformt. Warum? Er wollte doch auch hoch hinaus?
Oder erkennen Pflanzen doch, dass es stärkere Pflanzen gibt, denen man den Vortritt lassen sollte? Die wiederum dann höher wachsen und besser zur Vermehrung der Art beitragen, als vermeintlich schwächere Pflanzen. Faszinierendes passiert für den Langzeitbeobachter. Was nutzt es der vermeintlich kleineren Pflanze aber, wenn sie einer angeblich stärkeren den Vortritt lässt? Ursprünglich wollten doch beide Königskerzen hoch hinaus!

Und wir, wollen wir nicht auch immer hoch hinaus, immer höher? Wollen wir nicht auch an der Spitze sein, der Beste, der Größte? Macht das aber immer Sinn? Oder ist es nicht manchmal wirklich besser, anderen der Vortritt zu lassen um dann aber ein gesetztes Ziel ruhiger, weniger hektisch und gestresst zu erreichen?

Und Firmen, wollen die nicht auch hoch hinaus, immer höher? Sie müssen sogar, sie sind im Sog der Konkurrenz gefangen und wir mit Ihnen. Firmen werden immer größer, wer nicht mitmacht oder es nicht schafft, geht unter. Aber ist untergehen, scheitern nicht manchmal besser? Sich neu aufzustellen, vielleicht mit anderen Vorzeichen und weniger erfolgsgierig bringt vielleicht eine langfristig bessere Lage.

Und Politiker wollen hoch hinaus, ganz nach oben! Dafür müssen sie gegenüber anderen Politiker die Armen spreizen und ihren Wählern alles versprechen, wenig halten und auf keinen Fall die ganze Wahrheit sagen. Wären Politiker mit ehrlicher, transparenter Politik nicht die besseren? Scheinbar nicht, Ihnen wird augenscheinlich durch Lobbyarbeit vieles verwehrt. Lohnt es dann, als Politiker hoch hinaus zu wollen?

Und Staaten und Länder wollen hoch hinaus, immer höher? Wenn Staaten, Staatengebilde und Länder hoch hinaus wollen, denken wir meist nichts Gutes. Wenn Staaten über andere herrschen und ihnen vorschreiben, was zu tun ist, nennt man das Unterdrückung, manchmal aber auch Hilfe. Sollen Länder dringend notwendige Hilfe annehmen und wollen dies nicht, sondern etwas ganz anderes, nennen manchen das Erpressung oder Aufstand. Manche Staatengebilde bestehen zu großen Teilen aus Unterdrückung, Hilfe, Erpressung und Aufstand. Wäre hier eine Neuaufstellung sinnvoll? Dann könnten alle Länder hoch hinaus?

Und wir? Wollen wir trotzdem hoch hinaus? Oder ist es nicht besser, sich manchmal auch darüber Gedanken zu machen?


Dienstag, 16. Juni 2015

Der Zahn der Zeit


Eine Uhr in einem kleinen italienischen Bahnhof. So wie sie aussieht, wurde sie bereits vor langer Zeit montiert und hat bestimmt schon viel erlebt. Bahnreisende sind gekommen und abgefahren; wichtige Leute, weniger wichtige und wir Touristen natürlich. Die Uhr zeigt immer noch den Reisenden die Zeit. Auch wenn an ihr der Zahn der Zeit nagt; sie nicht mehr ganz so toll aussieht, hat sie dennoch eine gewisse Schönheit.

Der Zahn der Zeit nagt auch an uns; wir werden nun mal nicht jünger! Unser Aussehen verändert sich. Wir bekommen vielleicht graue Haare oder die Falten werden mehr und tiefer. Unser Meinungsbild und unsere Ansichten wandeln sich, wir werden meistens konservativ. Das Alte und Vergangene wird plötzlich besser als die Gegenwart und die Zukunft! Stimmt das überhaupt?

Der Zahn der Zeit nagt auch an unserem sozialem Umfeld; denen geht es wie uns! Unsere Freunde und Bekannte werden älter, reifer, vielleicht auch gescheiter, wie wir. Manchmal, so sagen wir, werden sie komisch, ein wenig schrullig und bekommen seltsame Ansichten. Unsere Freunde und Bekannte haben nur noch sich selbst und ihr im Leben erreichtes im Blick! Stimmt das überhaupt?

Der Zahn der Zeit nagt auch an unserer Gesellschaft; ihre Strukturen werden eingefahren und starr! Altbewährte Dinge werden zum Dogma und können sich neuen Gegebenheiten nicht mehr anpassen. Fremdes und Fremde werden ausgeschlossen. Die Gesellschaft beschäftigt sich mehr mit der Abwehr von Neuem, Innovativem und Fortschrittlichem als mit deren Integration! Stimmt das überhaupt?

Der Zahn der Zeit nagt auch an unseren Politikern; je länger sie im Amt sind, desto weniger wissen sie von der Bevölkerung! Zu lösende Probleme werden nach hinten geschoben, es könnte ja unbequem für die nächste Wahl werden. Der Blick über den Tellerrand ist verloren gegangen, wichtig sind nur noch Macht und Wählerstimmen! Stimmt das überhaupt?

Der Zahn der Zeit nagt auch an unserer Bequemlichkeit; wir machen uns selbst immer unmündiger! Jede Entscheidung die andere für uns treffen, ist eine gute Entscheidung. Wir werden immer mehr zu Menschen denen alles recht ist, um nur ja nicht selbst eine Meinung vertreten zu müssen; dann müssten wir ja auch Verantwortung tragen! Stimmt das überhaupt?

Manchmal ist es gut, wenn uns die Zeit zeigt, dass sich etwas verändert, verändern muss! Wir müssten nur lernen, Zeit zu verstehen.

Freitag, 5. Juni 2015

Zerrissen

 
Wolken am Himmel; der Wind hat sie zerrissen. Ein schönes, bizarres Bild ist zu sehen, insbesondere deshalb weil die Wolken so nicht bleiben werden. Der Wind und das Wasser in den Wolken werden sie neu formen und irgendwann auflösen. Wolken werden als Symbol in alttestamentarischen Mythen verwendet, werden in Chile zur Trinkwassergewinnung angezapft und sorgen als Regen für unser Leben und das der Tiere und Pflanzen.

Manchmal meinen wir, unser Umfeld, ja wir selbst sind ebenso zerrissen als die Wolken im Foto. Mitmenschen tun Dinge die in unseren Augen Unsinn oder Unmöglich sind. Andere Menschen folgen ihnen auch noch! Wir selbst empfinden blanken Horror davor und sind unsicher wie wir darauf reagieren sollen. Hin und wieder wollen wir alles zerreißen!
Manchmal meinen wir, unsere Politiker wollen uns zerreißen. Ein wichtiger Politiker geht gegen den anderen an oder gegen das eigene Volk. Weitere Parteien und Politiker stoßen dazu! Wir wüssten sogar wie wir darauf reagieren müssen. Unter bestimmten Umständen müssen wir auch etwas zerreißen! 

Manchmal meinen wir, wir werden von Fremden zerrissen. Menschen aus dem Ausland, von fremden Kontinenten wandern bei uns ein. Wir selbst lassen uns von Angst und Hass führen! Fremdes heißt auch Neues. Das Alte zerreißen ist oft sinnvoller als es zu behalten!

Manchmal meinen wir, wir werden von unserer eigenen Ohnmächtigkeit zerrissen. Wir wollen, ja müssen uns gegen etwas wehren. Niemand will oder kann helfen! Auswege aus der Situation sind möglich. Es gibt Zeiten, da muss man seine Ohnmacht zerreißen lernen!

Manchmal meinen wir, die verschiedenen Ansichten der Menschen zerreißen unsere Gesellschaft. Menschen haben gegenläufige Ansichten und wollen sich auf keinen Kompromiss einigen. Niemand rückt von seiner Meinung ab! Vermittlung ist angesagt und immer möglich. Jeder Riss unter Menschen kann geschlossen werden! 

Manchmal meinen wir, eine anstehende Entscheidung wird uns zerreißen. Wir müssen Verantwortung für unsere Entscheidungen tragen. Ohne lebt es sich aber einfacher! Eigenständiges Handeln ist aber notwendig. Eigenständigkeit und Verantwortung zerreißen nicht, sie verbinden!

Wir Menschen leben in unserer Zerrissenheit, manche ganz gut, andere weniger. Es gibt immer Hilfe und Lösungen; wenn es nur die ist, dass wir selbst lernen, die Risse in uns zu schließen.


Dienstag, 26. Mai 2015

Fluss - Kanal

Die Singold am Ortsrand eines Nachbardorfes. Ein schönes Flüsschen, viel Wasser, viele Tiere im und einige auf dem Wasser. Der Fluss fließt durch einen Teil des Dorfes und wird zumindest von den direkten Anwohnern ein wenig genutzt. Ein idyllischer Teil unserer Landschaft, könnte man meinen! Aber der Fluss verläuft größten Teils in einem ihm vorgegebenen Flussbett; natürliches fließen wird durch den Menschen ausgeschlossen. Das hat Vorteile, bei einem tief gegrabenen Bett ist die Gefahr von Überschwemmungen geringer. Nachteile, wie geringere biologische Vielfalt nimmt der Mensch in Kauf.

Manchmal befinden wir uns auch in einem Kanal und wollen oder müssen uns leiten lassen. Wenn Partner, Kinder und der Beruf uns leiten, ist das meist schön, angenehm oder lukrativ. Wenn wir durch andere kanalisiert werden, fühlen wir uns oft unangenehm berührt und fremdgesteuert. Ein Ausbruch aus der Situation wird zum Wunschgedanken.
Aber sprechen wir den Gedanken auch immer laut aus?

Es gibt Situationen, da fühlen wir uns kanalisiert und in eine bestimmte Richtung gedrängt, obwohl ein vermeintlicher Umweg die bessere Alternative wäre. Das fließen in anderen Kanälen wäre angesagt. Für die bessere Alternative müsste gekämpft werden.
Haben wir aber immer den Mut dazu?

Scheinbare Freiheit wird durch die Gesellschaft kanalisiert um Chaos ja zu vermeiden. Freiheit wird als eine geregelte, gebahnte, fließende Eigenschaft definiert. Manchmal wollen wir aber keine Regeln befolgen, aus der Bahn ausbrechen und so manchen Fluss stoppen.
Sind wir dann gleich im Chaos, oder ist es erst dann Freiheit?

Durch unsere Vorfahren werden wir in bestimmten Verhaltensmustern kanalisiert. Wir haben die gleichen Werte definiert, unsere politische Ausrichtung ist ähnlich; selbst Vornamen unserer Kinder ähneln denen unserer Vorfahren. Unser Denken lehnt sich an dem unserer Eltern an; wir haben oft auch die gleiche Meinung zu bestimmten Dingen.
Ist der Kanal den Vorfahren für uns gegraben haben deshalb aber ein schlechter, müssen wir weitergraben?

Wenn Politiker abgehoben von ihren Wählern arbeiten und sich nicht mehr als Beauftragte des Volkes sehen, graben sie einen zweiten Kanal. Dort sammeln sich die Menschen, die alles ungefragt hinnehmen, keine eigene Meinung haben, oder einfach zu phlegmatisch sind. Man müsste die Menschen aus dem zweiten Kanal heraus holen und ihn zuschütten.
Ob es wohl genügend Leute gibt, die so einen Kanal zuschütten können und wollen?

Manchmal ist es schön in bestimmte Kanäle gelenkt zu werden. Manchmal ist aber der ein wenig wildere Fluss die interessantere und spannendere Alternative.


Donnerstag, 14. Mai 2015

Gewitter


Ein Gewitter über unserer Siedlung. Die Wolken hängen tief, Regen, Blitz und Donner werden immer mehr. Schön anzusehen, insbesondere dann, wenn man in Sicherheit sitzt. Interessant auch wenn man die Blitze beobachten kann. Nach dem Gewitter: Abkühlung und, die Luft fühlt sich irgendwie sauber an. Ja es macht Spaß sie einzuatmen, das Gefühl von Reinheit und Frische kommt auf. Ein altes Sprichwort sagt: "Gewitter reinigen die Luft".
Manchmal denke ich, dass unserem Leben, unserem Zusammenleben in der Gesellschaft auch so hin und wieder ein Gewitter gut täte. Warum? Ich denke wir sind zu reichlich phlegmatischen Menschen geworden. Nicht unbedingt im Hinblick auf körperliche Bewegung oder dem Streben nach Karriere oder Geld. Nein, aber schon im Hinblick auf das was den Menschen so ausmacht:

Der Mensch ist ein geselliges Tier. Vereine z.B. beklagen Rückgänge von Mitgliedern in hohen Prozentwerten!

Der Mensch ist ein freiheitsliebendes Tier. Egal wie stark man die persönliche Freiheit einschränkt oder offen legt, wir nehmen es hin!

Der Mensch ist ein politisches Tier. Man hört gerne auf Phrasen und Populismus, aber selten auf fachlich versiertes!

Der Mensch ist ein familiäres Tier. Die Zahl der Singles steigt!

Der Mensch ist ein liberales Tier. Macht ist aber viel interessanter!

Der Mensch ist ein sich selbst erkennendes Tier. Wirklich?!

Der Mensch ist ein denkendes Tier. Denken überlassen wir lieben anderen, das ist bequemer!

Hoffentlich wird das Gewitter nicht zu stark?

Dienstag, 28. April 2015

Rebellion

Zwei Bäume stehen auf einer vom Sturm geschlagenen Lichtung. Der eine ist durch den Sturm kahl geworden, dem anderen fehlt anscheinend nichts. Irgendwie haben beide dem Sturm getrotzt, sie haben gegen die Naturgewalt aufbegehrt. Sie sind so etwas wie Rebellen. Rebellen gegen den Sturm und seine manchmal zerstörerische Kraft.

Es gibt Situationen, da wollen wir ebenfalls aufbegehren. Manchmal ist es auch so, dass wir aufbegehren sollten, ja müssten. Wen wir überhaupt rebellieren, dann in der intimen Stille! Es soll ja keiner merken!

Es gibt Situationen, da wollen wir uns gegen etwas wenden, wir sind anderer Meinung. Wenn wir jetzt etwas sagen, ist der Andere beleidigt oder wird wütend. Die Rebellion fällt aus, wir wollen ja schließlich gut da stehen! Unbequem sein ist out!

Manchmal will man von uns Dinge sehen, bei denen wir bereits vorher wissen, dass es ins Leere läuft. Wenn wir es wieder in die richtige Richtung lenken, wird man schnell zum "Besserwisser" oder "Streber" gekürt. Die Richtungsänderung entfällt, in der Mitte zu stehen ist einfacher als vorne! Durchsetzungsvermögen haben ist uncool!

Wir lesen und hören oft davon was Parteien politisch so vorhaben und durchsetzen wollen. Oft merken wir, dass das wenig Sinn bringt, manchmal sogar im Gegenteil des Erwünschten endet. Wenn wir so etwas merken, müssten wir uns an die Partei wenden und uns um Klärung bemühen. Gegen Parteien wird aber nicht rebelliert, da würde man ja etwas gegen die Obrigkeit sagen! Lieber alles über sich ergehen lassen!

Manchmal merken wir, dass der Staat etwas vorhat, was die Demokratie erschüttern könnte. Wir müssten uns mit allen demokratischen Mittel dagegen wehren. Wir tun es aber nicht, Rebellion gegen den Staat ist ausgeschlossen! Demokratie beschränkt sich auf Wahlen!

Zeitweise finden unser eigenes Verhalten merkwürdig, wir müssten dringend etwas an uns ändern. Bewusste Verhaltensänderungen finden nicht statt, wir müssten uns dann ja anstrengen! Rebellion ist sowieso out!

Ist es nicht manchmal doch notwendig, ein klein wenig Rebell zu sein? Nehmen wir wirklich gerne alles hin? Oder finden wir ein bequemes, aber unmündiges Leben wirklich so toll?

Vielleicht sollten wir unsere kleinen Rebellionen auch der Welt zeigen?

Samstag, 18. April 2015

Aufbruch

Am Stausee, eine Ente schwimmt ihrem Enterich nach. Ob sie wohl in ihm ihren Gatten gefunden hat? Wenn man die Gegend in und um das Wasser betrachtet fällt auf, dass die Natur aus dem Winterschlaf zu erwachen beginnt. Bäume beginnen auszuschlagen, das Gras bekommt wieder seine satte grüne Farbe. Vögel werden wieder lauter, die Balz der Vögel sorgt für Gesang. Auch andere Pflanzen und Tiere bereiten sich auf die wärmeren Jahreszeiten vor. Ein Aufbruch der Natur steht unmittelbar bevor. Ein Aufbruch zu hübschen Tierbabys, zu neuen Pflanzen und vielem mehr. Jetzt könnte man sagen, die ganze Welt befindet sich im Aufbruch.
Die ganze Welt? Vielleicht in Sichtfeld des Stausees? Vielleicht aber auch nur in meiner Sicht, weil es gerade so schön ist? Seltsam aber ist, dass wir Menschen diesem Aufbruch auch so ein wenig folgen, Stichwort "Frühlingsgefühle". Aber nur dann, wenn sich unsere Hormone darauf eingestellt haben und wir die Richtung immer noch selbst bestimmen können. Bei anderen Gegebenheiten, die ebenfalls einen Aufbruch erfordern, bleiben wir so phlegmatisch wie immer. 

Bei gesellschaftlichen Ereignissen die wenig mit Menschlichkeit oder mit Fürsorge für Andere zu tun haben, schauen wir immer gerne weg. Einen Aufbruch zur Änderung überlassen wir gerne Anderen. Nur die gibt es meist nicht!

Wenn neue Gesetze Freiheit einschränken, beginnen wir zu schimpfen, vielleicht! Den Aufbruch dagegen, als Mensch und Bürger einzuschreiten, überlassen wir dann doch gerne Anderen. Nur die werden immer weniger!

Wenn Fremdenhass immer mehr wird und unsere Gesellschaft sich gegen Veränderung verschließt, werden wir plötzlich taub und blind. Der Aufbruch zur Erneuerung und Veränderung fällt aus; es reicht, wenn Andere aufbrechen. Nur die werden inzwischen bedroht!

Wenn Firmen ihre wirtschaftliche Macht ausnutzen und Geld wichtiger wird als Menschen, sollten wir einschreiten. Doch diesen Aufbruch überlassen wir lieber den Politikern. Nur die, so scheint es, können vor lauter Lobbyismus nicht!

Wenn in unserer Familie der Haussegen mal schief hängt, die Meinungen nicht gleich lauten, sollten wir uns um eine Einigung bemühen. Dieser Aufbruch in die Harmonie ist, so finden wir es gut, Aufgabe des oder der Anderen. Nur die denken genauso wie wir!

Ist Aufbruch nur etwas für die Anderen? Nein, ich denke jeder kleine Aufbruch durch uns selbst ist ein Schritt in die richtige Richtung!

Freitag, 3. April 2015

Ego - Ich



Das Spiel Monopoly. Wenn man Monopoly spielt, entstehen interessante Konstellationen im Verlauf des Spiels. Ein Spieler bleibt bei bescheidenem Einkommen, da er nur wenige Häuser und Hotels besitzt. Einer kommt zu einem kleinen Vermögen da er einige der besonderen Besitztümer des Spiels sein Eigen nennt. Ein anderer wird zum Krösus; er besitzt z.B. die Schlossallee und andere im Spiel wichtige Straßen und Gebäude. Er wird von den Mitspielern immense Summen Spielgeld verlangen, er wird Macht über andere erlangen und diese nutzen um als Gewinner aus dem Spiel zu gehen.
Was allen Spielern gleich ist, ist der Wunsch im Spiel möglichst viele Häuser und Hotels zu kaufen, um viel Geld verdienen zu können und das Spiel zu gewinnen. Jeder denkt im Spielverlauf nur an sich und seine Häuser und an sein Geld, denn Geld verleiht Macht. Während des Spiels werden wir zum Egoisten, unser Denken und Handeln wird Ich bezogen.

Im realen Leben, außerhalb von Monopoly, gibt es auch Situationen bei denen ein klein wenig Egoismus sinnvoll sein kann. Meistens aber kann man das Gegenteil beobachten. Handeln, zusammen mit Partnern, Kollegen etc. ist nicht nur zum eigenen Vorteil, es bedeutet meist ein besseres Ergebnis für alle Beteiligten.
Wir handeln oft aber entgegen besseren Wissens trotzdem nur zu unserem Vorteil und zu unserem Gewinn, warum?

Manchmal könnte man zu der Meinung kommen, es gibt Menschen die das Monopolyspiel für ihr Leben übernommen haben. Ihr Leben und Handeln ist gewinnorientiert und stellt Geld und Reichtum in der Mittelpunkt ihres Lebens.
Ist materieller Besitz wirklich Reichtum?

Unser Gesellschaftssystem ist auf das Mitwirken aller ausgerichtet. Jeder Mensch ist Teil davon, egal ob man als Einzelner etwas dazu beiträgt, oder als Teil eines Vereins, einer Partei oder als Beschäftigter in der Industrie. In letzter Zeit macht es den Eindruck das Menschen, Verbände und Teile der Wirtschaft aus diesem System ausscheren und ihr eigenes, reales Monopoly spielen. Das Denken und Handeln wird auf das eigene Ich reduziert und nicht ansatzweise auf andere ausgeweitet. Der Egoismus wird hoffähig und als Doktrin in der Gesellschaft deklariert.
Wollen wir wirklich als Egoisten leben?

Wir Menschen sind Gesellschaftstiere, eines unserer innersten Bedürfnisse ist wohl, mit anderen zusammen leben zu können.  Manchmal aber machen allzu egoistische Handlungen einsam. Freunde und Bekannte lehnen einen ab, man wird immer stärker Ich bezogen; die Einsamkeit beginnt Auswirkungen zu zeigen. Sie wird Teil unserer Gesellschaft, Einsamkeit als Lebensform etabliert sich.
Können wir unserer egoistischen Haltung immer gegensteuern?


Im Monopoly spielt Geld eine wichtige Rolle. Geld ist ein Instrument im Spiel und je mehr Geld ein Spieler besitzt, desto größer ist seine Macht. Im realen Leben ist Geld inzwischen ebenfalls ein wichtiger Machtfaktor geworden; Geld regiert die Welt heißt es. Reiche Leute und Firmen nehmen mittels Geld Einfluss auf unser Leben, auf Gesellschaft und Kultur und auf die Politik. Eine virtuelle Sache beeinflusst unser Denken und Handeln.
Ist Geld wirklich das Maß aller Dinge?



Monopoly, ein schönes Spiel. Müssen wir es unbedingt ins reale Leben übertragen?

Sonntag, 22. März 2015

Kreislauf

Eine Kunstinstallation in der Augsburger Moritzkirche. Purpurrot schlängeln sich armdicke Stränge aus Samt und Brokat vom Altarraum aus in die Kirche. Die argentinische Künstlerin Elizabeth Aro will damit Adern darstellen und nennt die Installation" Santa Sangre" - Heiliges Blut. Sie möchte damit den Lebensstrom, den Kreislauf symbolisieren.
Der hier dargestellte Blutkreislauf ist für uns Menschen lebenswichtig. Kreisläufe bildet aber das Leben selbst auch, Geburt, Leben und Tod. Im Tod, so sagen Theologen endet der Kreislauf nicht, er wird verändert. Das was als Seele bezeichnet wird, lebt weiter. Manchmal ordnen wir auch Informationen, unser Tun und Denken und viele andere Dinge in Kreisläufen ein.

Es gibt Gelegenheiten, da glaube ich, die Geschichte unterliegt ebenfalls Kreisläufen. Ganze Gesellschaften und deren Kulturen erwachen, werden groß und mächtig. Irgendwann befindet sich eine Gesellschaft am Zenit seiner Macht und beginnt unterzugehen. Aus den Resten entsteht eine neue Kultur, wächst eine neue Gesellschaft. Der Kreislauf beginnt von neuem. An welchem Punkt des Kreislaufs steht unsere Gesellschaft, unsere Kultur?

Unser Handeln beginnt z.B. in der Regel mit dem erkennen einer Aufgabe. Aus der Aufgabe generieren wir unser Handeln zur Lösung der Aufgabe. Nach der Lösung der Aufgabe findet sich ein neues Problem. Durchlaufen wir immer den Kreislauf unseres Handelns, oder bleiben wir oft stecken?

Politiker stehen unter dem Druck, der Bevölkerung die Wahrheit zu sagen oder nicht. Immer dann, wenn alles gut läuft, die Wirtschaft brummt und die Gelder nur so strömen, wird allen erzählt wie toll es gerade läuft. Wenn aber die Wirtschaft nicht so gut floriert oder die Außenpolitik gerade im diplomatischen Desaster schwimmt, wird vieles beschönigt oder auch schlimmer dargestellt als die Lage eigentlich ist. Politik lebt von Wahrheiten und Unwahrheiten, beide kommen immer wieder, wie ein Kreislauf. Wollen wir uns aber von Politikern nicht lieber immer die Wahrheit sagen lassen, oder lassen wir uns gerne, egal mit welchen Mitteln, in Sicherheit wiegen?

Unser Denken ist manchmal stark abhängig von anderen Personen und von dem was uns sonst vermittelt wird. Manchmal fühlen wir, dass jemand oder etwas versucht unser Denken zu verändern, in eine Richtung zu lenken. Es gibt Situationen, da merken wir intuitiv, dass dies richtig ist und lassen es zu, ja wir gehen richtig mit in die gelenkte Richtung. Es gibt aber auch Gelegenheiten, da merken wir, dass etwas nicht stimmt; etwas läuft falsch. Richtig und falsch, zwei Richtungen im Kreis unseres Denkens. Wollen wir uns aber wirklich immer durch andere lenken lassen, unabhängig davon ob richtig oder falsch? Manchmal frage ich mich, ob wir nicht wieder lernen sollten, selbst zu denken?

Der Kreislauf in unserem Denken und Handeln, beeinflussbar durch uns selbst. Wir sollten es nur tun!