Dienstag, 5. Juli 2016

Alles Bio? Alles gut?


In einem großen Supermarkt im Süden Augsburgs. In der Gemüse- und Obstabteilung dort findet man neben einigen Reihen konventionell angebautem Gemüse und Obst, auch eine Reihe mit Obst und Gemüse welches als "biologisch angebaut" etikettiert wird.
So weit so gut, denkt der geneigte Konsument. Was aber auffällt ist, dass von der konventionellen Ware aufgerundet vielleicht vierzig Prozent in einer Kunststoffhülle o.ä. verpackt ist. Bei der Bioware ist locker sechzig Prozent mit Kunststoff verpackt. In anderen Supermärkten in der Gegend findet man ähnliche Verhältnismäßigkeiten.

Man kann sich jetzt fragen, was an der Bioware so viel anders ist, dass sie verpackt werden muss? Ich denke nichts, außer dass die Produzenten angeblich auf den Einsatz von Spritzmittel etc. verzichten. Konterkariert nicht das zum größten Teil unnötige Verpacken von Bioware die Grundgedanken des biologischen Anbaus von Lebensmittel? Warum spielen da Erzeuger und vor allem wir Konsumenten mit?

Aussagen, die von Vorschriften, vom Konsumenten etc. als Ursache sprechen, klingen unglaubwürdig. Denn dann würde konventionelle Ware ebenfalls mit einem hohen Verpackungsgrad in der Auslage präsentiert. Lassen wir als Kunden uns vielleicht sehr gerne auch einen Bären über unser Konsumverhalten und die Art und Weise unserer Nahrung aufbinden? Tolle Dinge sehen in Verpackung noch toller aus, egal ob es Sinn macht oder nicht?

Wir teilen unsere Lebensmittel gerne danach ein, wie wir uns ernähren: Normales Essen, biologisch, Vegetarier, Veganer, mit und ohne Nahrungsmittelunverträglichkeit usw. Manches, so könnte man meinen, nimmt in dieser Hinsicht pseudoreligiöse Züge an. Die jeweils gerade moderne Ernährungsform wird bis auf die Zähne bewaffnet, verteidigt. Wenn wir dann manches Essen nach Inhaltsstoffen betrachten, stehen wir entweder vor einer Fett- oder Zuckerbombe. Oder das Sammelsurium von Inhaltsstoffen kommt einer Chemiefabrik gleich. Ist das dann noch Nahrung, so wie wir uns das vorstellen!

Unsere Nahrung geht, sofern man nicht in der glücklichen Lage ist, Selbsterzeuger zu sein, immer mehr den industriellen Weg. Tiere werden in Megaställen aufgezogen, die Schlachtung wird in Fabriken vollzogen. Der Lebensweg eines Schlachttieres ist nicht mehr interessant; billig muss es sein! Wenn kleine Bauern heute aufgeben, ist das zumindest teilweise mit der Massenproduktion zu erklären. Aber wird unser Essen dadurch besser?

Vielleicht sollte man sich wieder auf ein mehr auf lokale Nahrungsmittel konzentrieren? Vielleicht ist die Milch doch mehr Wert, als wir derzeit dafür bezahlen. Vielleicht ist Gemüse vom Bauern und vom Händler an der Ecke doch die bessere Ware als die aus der Fabrik? Vielleicht ist dann zumindest Einiges wieder gut?