Freitag, 30. Oktober 2015

Schärfe

Verona, fotografiert jenseits der Etsch. Die Altstadt erscheint unscharf, das Bild ist verschwommen. Erst am unteren Rand werden verschiedene Ding deutlich, das Bild wird an dieser Stelle scharf. Um ehrlich zu sein, ich habe dieses Foto ein wenig bearbeitet um ein paar Dinge besser darstellen zu können:
Auf dem Foto erkennt man, dass Gegenstände deren Entfernung zum Betrachter hoch ist, undeutlich werden, an Schärfe verlieren. Je näher ein Gegenstand zum Betrachter steht, desto besser ist er zu erkennen; der Gegenstand gewinnt an Schärfe.

Manchmal interessieren uns Dinge, Fakten, Geschehnisse usw. um uns herum nicht. Sie sind unscharf und wir sehen sprichwörtlich darüber hinweg. Manchmal aber wird Einzelnes scharf und wir müssen uns damit beschäftigen. Tun wir das immer gerne und mit Nutzen für uns und andere, schließlich hatten wir ursprünglich gar keine Lust darauf? Nein, manchmal muss man so etwas einfach tun. Ja, manchmal ist es dann doch interessant. Ja, immer aber kann man etwas daraus lernen und für sich und andere Nutzen.

Manchmal sind andere Länder und das was dort geschieht weit, weit weg, unscharf. Selbst Krieg und das damit verbundene Leid ist unscharf und berührt uns nicht. Wenn dann aber alles plötzlich sehr nahe ist oder schon vor Ort, gewinnen Krieg und Leid an Schärfe. Vielleicht hätte wir doch darauf schauen sollen, aus Entfernung, Desinteresse und Unwissen Nähe und Klarheit machen? Nein, dann müssten wir ja über unsere Grenzen sehen und uns für Andere interessieren. Ja, manchmal ist genau dies dann doch wichtig. Ja, manchmal kann man damit etwas sofort zum Besseren wenden oder Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen lassen.

Manchmal beobachtet man etwas, das wie kleine Wellen im Fluss langsam auf uns zukommt. Die Anfangs unscharfe Welle wird größer, gewaltiger und schärfer. Oder das anfänglich laue Lüftchen wird zum Sturm. Vielleicht hätten wir schon zu Beginn auf die kleine Welle oder das laue Lüftchen schauen sollen, vielleicht könnten wir uns dann jetzt davor schützen. Nein, denn dann müssten wir ja an unserem bequemen Leben etwas ändern und auch mal gegen etwas sein, oder unsere Meinung sagen. Ja, manchmal ist der Kampf für das Etwas ein Weg zur eigenen Freiheit. Ja, manchmal muss man etwas aufhalten, denn dies könnte uns allen helfen.

Schärfe und Unschärfe, beide gehören zueinander. Den Einen kann es nur geben, wenn es den Anderen vorher gab. Und der Andere kann nur zum Einen werden, wenn wir das wollen.

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