Mittwoch, 12. November 2014

Zeit



Eine Uhr mit römischem Zifferblatt. Interessant daran ist, dass die 4. Stunde mit vier römischen Einsern dargestellt werden. Ein übliches Layout des Zifferblattes aus symmetrischen Gründen, so sagte man mir einmal. Zeit, symmetrisch dargestellt, interessanter Gedanke; aber was ist Zeit?

Zeit ist eine nicht fassbare Dimension im einsteinschen Raum-Zeit-Kontinuum. Wir haben Zeit definiert um sie messen zu können, dennoch versteht, erlebt und fühlt jeder Mensch die Zeit individuell. Bei den alten Griechen wurde Zeit als Zyklus verstanden, wir sehen Zeit als laufend, fließend an und stellen sie deshalb graphisch oft als Pfeil dar.

Wir unterteilen Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das vergangene, dem wir manchmal so gerne nachweinen, ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Die Zukunft kann ein wichtiger Teil werden, wir wissen es aber tatsächlich erst dann, wenn die Zukunft schon wieder Vergangenheit ist. Die Gegenwart ist als kleinster Teil der Zeit zu verstehen, nennen wir es einfach das Jetzt. Das Jetzt, die Gegenwart, wo wir Entscheidungen treffen, die Vergangenheit bejahen oder verneinen, manchmal auch beklagen und wo wir für die Zukunft planen und gespannt auf sie warten. Doch in der Gegenwart kommt keine Zukunft. Sie kommt erst dann, wenn Gegenwart bereits Vergangenheit ist.

Frei nach J. P. Sartre könnte man sagen, dass wir Menschen uns selbst über die Gegenwart in die Zukunft hinein entwerfen. D.h. wir sind wie und was wir als Mensch sind und werden zu dem was wir in der Zukunft aus uns machen. Wir haben also laut J. P. Sartre einen Auftrag: "Mach was aus dir, tu etwas, damit du ein Mensch wirst!" Wir haben also die Möglichkeit und die Freiheit, diesem Auftrag zu folgen oder nicht. Wenn nein, schade; wenn ja, wird sich vielleicht eine spannende, persönliche Lebensgeschichte öffnen?

Karl Jaspers stellte die Entwicklung der Menschheit in einem Buch in Zeitabschnitten dar. Eine der jasperschen Zeiten war die Achsenzeit. Er verstand den Begriff als die Zeit, in der der Mensch begann die Welt nicht mehr in Form von Mythen zu sehen, sondern mit dem eigenen Verstand. Sind wir gerade wieder in einer umgekehrten Achsenzeit? Oder ist der Mythos "keine Zeit zu haben" doch kein Mythos?

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